Der Automobilwoche-Kongress 2025 stand unter dem Motto „Mut zum Wandel: Erfolgschancen der Automobilindustrie“ und brachte Entscheidungsträger in Berlin zusammen. Zu den Themen gehörten softwaredefinierte Fahrzeuge, neue Antriebstechnologien, KI und intelligente Fabriken sowie die Frage, wie sich die Automobilindustrie angesichts von Kostendruck, geopolitischen Unsicherheiten und rasanten Innovationen anpasst.
Ein Highlight für Synera war die Masterclass/Breakout-Session zusammen mit BMW, die Teil eines Programms war, das von OEM-Keynotes über die Transformation von Zulieferern bis hin zu Handel, Regulierung und globaler Wettbewerbsdynamik reichte.
Masterclass BMW & Synera: KI-Agenten als Wegbereiter – von der Vision zur Umsetzung
In der Breakout-Session „KI-Agenten als Wegbereiter in der Fahrzeugentwicklung: Vision trifft Umsetzung“ zeigten Dr Julien Hohenstein (VP of AI, Digitalisation, Data, Process & Governance R&D bei der BMW Group) und Daniel Siegel, wie KI-Agenten repetitive, datenintensive Engineering-Aufgaben und Übergabeprozesse rationalisieren und so Engineering-Teams von einer erheblichen zeitaufwändigen Arbeitslast entlasten können.
Die wichtigste Erkenntnis war klar: KI-Agenten bieten den größten Nutzen, wenn sie in reale Engineering-Prozesse eingebettet sind und als digitale Kollegen fungieren, die den gesamten Workflow unterstützen, anstatt als isolierte KI-Tools. Sie können Aufgaben wie die Analyse und Aufbereitung von CAD-Daten, die Einrichtung und Auswertung von Simulationen, die automatisierte Dokumentation und die Einleitung von Folgeprozessen wie Überprüfungen, Varianten oder Freigabeprüfungen übernehmen.
Ein zentrales Thema der Sitzung war die Bedeutung von Multi-Agenten-Systemen. Anstatt dass ein Agent versucht, alles zu erledigen, arbeiten mehrere spezialisierte Agenten als Team zusammen, tauschen Ergebnisse aus und lösen Folgeaufgaben aus. Dies reduziert die Durchlaufzeiten erheblich, ohne die Qualität zu beeinträchtigen.
„Unsere Kunden bauen ihre eigenen digitalen Teams auf“, sagte Daniel Siegel. „Richtig eingesetzt, senken KI-Agenten die Kosten und beschleunigen die Prozesse.“
Gleichzeitig betonten beide Referenten, dass der Mensch weiterhin im Mittelpunkt der Fahrzeugentwicklung steht. Kontext, Verantwortung und Entscheidungsfindung können nicht automatisiert werden. Die Synera-Plattform wird bei BMW bereits produktiv eingesetzt, um diesen menschenzentrierten Ansatz zu unterstützen.
„Es kommt nicht auf das Produkt an, sondern darauf, wie wir es entwickeln“, sagte Dr. Julien Hohenstein. Um KI-Agenten erfolgreich einzusetzen, müssen Unternehmen die richtigen Aufgaben zuweisen und die volle Kontrolle über ihre Daten haben. Hohenstein fasste zusammen: „Das Multi-Agenten-System ist der Zauberstaub auf den Daten.“

Interview mit der Automobilwoche: KI-Agenten zwischen Geschwindigkeit und Souveränität
Neben der gemeinsamen Masterclass wurde Daniel Siegel während des Kongresses vom Redaktionsteam der „Automobilwoche” interviewt. Im Mittelpunkt des Gesprächs standen die Fragen, wie KI-Agenten Entwicklungsprozesse beschleunigen können, ohne die Qualität zu beeinträchtigen, und welche Rolle Europa im globalen Wettbewerb spielt.
Siegel betonte, dass insbesondere sich wiederholende, datengesteuerte Aufgaben ein enormes Automatisierungspotenzial bieten. Auch die viel diskutierte „China-Speed” wurde thematisiert. Während diese oft durch Pragmatismus und Skalierung erreicht wird, liege die Stärke Europas in der Kombination von Geschwindigkeit mit technischer Tiefe, Prozessstabilität und technologischer Souveränität.
Weitere Themen des Interviews waren die Integration von KI-Agenten in bestehende CAx-, PLM- und ERP-Systeme, die Bedeutung von Low-Code für eine schnelle Implementierung sowie die sich wandelnde Rolle von Ingenieuren. Das Fazit lautete: KI-Agenten sind ein Werkzeug, um Komplexität beherrschbar zu machen und Entwicklungsarbeit nachhaltig zu skalieren – und kein Selbstzweck.
Was sonst noch wichtig war: weitere Redner und Signale aus dem Programm
Neben der Masterclass bot der Kongress viele Einblicke, die das Gesamtbild der Branche schärften:
Audi: Den Wandel gestalten – und die wichtigsten Wachstumstreiber verschieben sich
Der Kongress begann mit einer vielbeachteten Grundsatzrede von Gernot Döllner, CEO von Audi, in der er den Transformationsdruck betonte und darauf hinwies, dass Wertschöpfung und Differenzierung in Zukunft stark von Themen wie Batterien, Software und Fahrerassistenzsystemen beeinflusst werden.
Bugatti Rimac: Gegen den Strom – und warum die „Marktlogik“ wieder lauter wird
Mate Rimac, CEO von Bugatti Rimac, bot eine provokante Perspektive darauf, wie sich Kundenpräferenzen, Technologie und Positionierung insbesondere im Premium- und Luxussegment verändern, und erklärte, warum Hersteller ihre Angebote konsequent an den aktuellen Markt anpassen müssen, anstatt sich auf veraltete Ideale oder starre Annahmen zu verlassen.
Zulieferer: Konsolidierung, Margendruck, Transformation
Philipp von Hirschheydt, CEO von Aumovio, konzentrierte sich auf die Lieferantenseite: Effizienz, Portfolioentscheidungen, Standortlogik und konsequente Transformation – Themen, die in der gesamten Lieferkette eine Rolle spielen.
BMW: „CEO des Jahres“ und ein Blick auf die strategische Ausrichtung
Ein weiteres sichtbares Signal im Programm war die Auszeichnung „CEO des Jahres“ und das Gespräch mit Oliver Zipse (BMW Group) – als Bühne für Strategie, Technologieoffenheit und den Weg in die Zukunft.
Politik und Rahmenbedingungen: Standort, Finanzierung, Regulierung
In der Top-Session diskutierten Hildegard Müller (VDA), Imelda Labbé (VDIK) und Martin Kieckebusch (Accilium) die Spannungsfelder zwischen EU-Regulierung, Standortbedingungen, Wettbewerbsdruck und der Frage, wie die Nachfrage realistisch ausgeweitet werden kann (z. B. E-Mobilität).
Kunden & Markt: Wie können wir mehr Menschen dazu bewegen, auf Elektrofahrzeuge umzusteigen?
Florian Huettl, CEO von Opel/Stellantis Deutschland, lieferte ebenfalls eine Marktperspektive. Wie können Kunden überzeugt werden, und welche Faktoren (Kosten, Infrastruktur und Angebote) müssen gegeben sein, damit die Transformation nicht nur eine Branchenstrategie bleibt, sondern auch auf dem Markt funktioniert?
Der rote Faden: „Mut zum Wandel“ bedeutet operative Umsetzung.
In allen Sessions wurde eines deutlich: Die Branche ist sich über die großen Themen wie Dekarbonisierung, Software und Automatisierung im Kontext des globalen Wettbewerbs einig. Der Unterschied liegt in der Umsetzung: Wer Prozesse, Daten und Tool-Landschaften so orchestriert, dass Innovationen schneller und reproduzierbarer werden, verschafft sich einen echten Vorteil. Genau hier setzt die BMW x Synera Masterclass an. KI-Agenten werden dabei nicht als Vorzeigeprojekt präsentiert, sondern als produktive Infrastruktur für Engineering-Teams.




